Krankschreiben lassen, nachdem Hund oder Katze gestorben ist - Geht das?
- Sonja Störmer - Trauer um mein Tier
- 14. Juni
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 19. Juni

Der Napf steht noch da. Die Leine hängt an ihrem Platz. Das Körbchen wirkt, als könnte sich gleich wieder ein kleiner, vertrauter Körper hineinkuscheln. Aber dein geliebtes Tier ist nicht mehr da. Und du? Sollst funktionieren. Arbeiten. Lächeln. So tun, als wäre nichts gewesen. Doch innerlich zerreißt es dich.
INHALT
Vielleicht fühlst du dich gerade leer, kraftlos oder wie betäubt. Vielleicht weinst du morgens unter der Dusche, weil der Alltag zu viel ist. Vielleicht starrst du auf den Bildschirm und merkst: Es geht einfach nicht.
Und du fragst dich: Darf ich mich krankschreiben lassen, wenn mein Hund oder meine Katze gestorben ist?
In diesem Artikel erfährst du:
ob du dich nach dem Tod deines Haustiers krank melden kannst
was rechtlich gilt
wie Ärzt:innen damit umgehen
und warum dein Schmerz zählt.

Warum die Trauer um dein Haustier mehr ist als nur Traurigkeit
Der Tod deines Haustiers kann dich seelisch zutiefst erschüttern.
Nicht nur, weil ein zutiefst geliebtes Wesen fehlt, sondern weil deine ganze innere Ordnung durcheinandergerät. Dein Alltag. Deine Routinen. Dein emotionales Gleichgewicht.
Was viele unterschätzen: Trauer ist nicht nur ein Gefühl.
Sie kann sich auch körperlich äußern – durch Schlafstörungen, Herzrasen, Appetitlosigkeit, Panikattacken oder depressive Erschöpfung.
Deshalb ist es keine „Ausrede“, wenn du sagst: Ich kann gerade nicht arbeiten. Ich bin nicht arbeitsfähig. Sondern es ist eine ehrliche, ernstzunehmende Wahrheit.
Krank melden nach Tod von Hund oder Katze – ist das erlaubt?
Kurz gesagt: Ja – wenn du emotional oder psychisch nicht arbeitsfähig bist.
Was das Gesetz sagt:
· Ein Anspruch auf Sonderurlaub besteht beim Tod eines Haustiers nicht. Der § 616 BGB gilt nur für nahe Angehörige wie Partner, Eltern oder Kinder.
· ABER: Laut § 3 Entgeltfortzahlungsgesetz (EFZG) hast du Anspruch auf Lohnfortzahlung bei jeder Form von Arbeitsunfähigkeit – also auch bei seelischen Belastungen.
Wenn deine Trauer dich krank macht, kannst du dich krankschreiben lassen. Ganz egal, ob dein Hund, deine Katze oder ein anderes geliebtes Haustier gestorben ist.

Was dein Arzt oder deine Ärztin tun kann
Wenn du in einem Zustand bist, in dem du nicht mehr schlafen, denken oder deinen Alltag bewältigen kannst, wird dich dein Hausarzt ernst nehmen.
Typische Diagnosen, die in solchen Fällen gestellt werden:
· Akute Belastungsreaktion
· Anpassungsstörung
· Psychische Erschöpfung
· Depression / Trauerreaktion
Und: Auf deinem Krankenschein steht keine Diagnose. Dein Arbeitgeber sieht nur, dass du krank bist – nicht warum.
Erfahrungsbericht aus meiner Trauerbegleitung
„Ich habe drei Nächte nicht geschlafen. Ich konnte nichts essen. Ich habe mich morgens auf dem Badezimmerboden wiedergefunden, weinend und zitternd. Aber ich dachte, ich muss zur Arbeit. Erst meine Freundin hat mich zum Arzt geschleppt. Er hat mich sofort krankgeschrieben. Ohne große Diskussion. Er meinte nur: ‚Sie brauchen gerade Schutz – keine Belastung.‘ Und genau das war es.“
Deswegen gilt für dich:
· Psychische Erschöpfung ist ein anerkannter Grund für eine Krankschreibung!
· Auch Trauer um ein Tier kann dich so belasten, dass du nicht arbeitsfähig bist.
· Du brauchst keine „Genehmigung“, um emotional auszusetzen.
· Du darfst zusammenbrechen. Und du darfst Hilfe annehmen.
Was du jetzt tun kannst – Erste Schritte nach dem Verlust
Sprich mit deiner Ärztin oder deinem Arzt
Erkläre offen, wie es dir geht. Du musst dich nicht schämen oder stark stellen.
Gib dir selbst die Erlaubnis, nicht zu funktionieren
Du musst nichts leisten. Keine E-Mails beantworten. Kein „Tapfersein“ vorspielen.
Plane bewusst Zeit für dich ein
Ruhe, Rückzug, Schlaf, Spaziergänge – alles, was heilt, darf jetzt Raum bekommen.
Hol dir Unterstützung
Ob durch Gespräche mit Freunden oder auch Trauerbegleitung – du musst da nicht allein durch!

Umgang mit Unverständnis: „Es war doch nur ein Hund…“
Vielleicht hörst du jetzt Sätze wie:
· „Du übertreibst.“
· „Reiß dich zusammen.“
· „Für sowas lässt du dich krankschreiben?“
Diese Reaktionen tun weh. Nicht, weil sie wahr wären – sondern weil sie deinen Schmerz abwerten. Aber du darfst dir sagen: Sie wissen es einfach nicht besser.
Du hast das Recht auf deine Trauer. Du hast das Recht, stillzustehen. Und du hast das Recht, dich krankzumelden.
Lies auch hier weiter:
Wie du dich auf das Arztgespräch zur Krankmeldung vorbereitest
Vielleicht hast du Hemmungen, deine Ärztin oder deinen Arzt wegen eines „Tierverlusts“ aufzusuchen.
Vielleicht schwirren dir Gedanken durch den Kopf wie:
· „Dafür geht man doch nicht zum Arzt, oder?“
· „Was, wenn er oder sie mich nicht ernst nimmt?“
· „Ich will nicht übertreiben.“
Diese Zweifel sind normal. Aber sie sollen dich nicht davon abhalten, dir Hilfe zu holen.
💡 So kannst du dich vorbereiten:
· Notiere dir vorab, wie du dich fühlst: körperlich, seelisch, im Alltag.
· Sei ehrlich – du musst dich nicht rechtfertigen.
· Sag offen: „Ich habe mein Haustier verloren – und ich schaffe es gerade nicht mehr.“
· Wenn Worte fehlen: Lass dich von einer Vetrauensperson begleiten, zeig deinem Arzt diesen Artikel oder mach dir vorher ein paar Notizen und nimm diesen Zettel mit in die Sprechstunde. So hast du eine Gedankenstütze, sollte dein Kopf vor Ort wie leergefegt sein.
Wichtig: Gute Ärztinnen und Ärzte wissen, wie tief die Trauer um ein geliebtes Tier gehen kann. Sie erleben das immer wieder – du bist nicht die Erste!
Was du in deiner Trauer besser vermeidest
In der Trauer fangen viele an, sich selbst infrage zu stellen.
Besonders nach dem Tod eines Tieres entstehen schnell Gedanken wie:
· „Ich hätte früher reagieren müssen…“
· „Ich bin so schwach – andere würden einfach weiterarbeiten…“
· „Ich sollte längst wieder funktionieren.“
Diese Gedanken sind verständlich – aber auch gnadenlos unfair dir selbst gegenüber.
💔 Vermeide deshalb möglichst:
· Dich mit anderen zu vergleichen. Deine Beziehung zu deinem Tier war einzigartig – deine Trauer ist es auch.
· Schuldgefühle zu nähren. Du hast dein Bestes getan. Tiere sterben – auch mit aller Liebe der Welt.
· Dich zu zwingen. Nur weil „andere“ nach drei Tagen wieder im Büro sitzen, heißt das nicht, dass es für dich auch so passt.
Wenn du spürst, dass du dich nur noch überforderst oder innerlich kaputt gehst:
Stoppe. Atme. Und erlaube dir, nicht zu funktionieren.

Bei starken Schuldgefühlen lies auch hier weiter:
Schenke dir selbst Mitgefühl
Wenn dein geliebtes Tier gestorben ist, hast du nicht nur einen Gefährten verloren – sondern auch Halt, Routine, Sicherheit.
Dass dich das aus der Bahn wirft, ist kein Zeichen von Schwäche. Es ist ein Ausdruck deiner Liebe.
Und deshalb sage ich es dir nochmal ganz klar: Du darfst dich krankschreiben lassen. Du darfst dich schützen. Du darfst trauern – auch, wenn „nur“ dein Tier gestorben ist.
💛 Wenn du jemanden zum Reden brauchst und dir Unterstützung wünschst: Ich bin für dich da. In meiner Trauerbegleitung finden deine Gefühle einen sicheren Raum.
Wann du dir professionelle Hilfe holen solltest
Wenn du das Gefühl hast, dass:
· du seit Tagen nicht mehr isst oder schläfst
· du nur noch weinst und nicht mehr aus dem Haus willst
· du denkst, du wirst nie wieder Freude empfinden
... dann ist es absolut sinnvoll, Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Ob Trauerbegleitung, Therapeut*in oder Selbsthilfegruppe – du bist nicht allein.
Hier geht's zur wöchentlichen Trauergruppe:
Fazit
Deine Trauer ist echt. Dein Schmerz ist tief. Und du darfst dich schützen.
Du brauchst keine Rechtfertigung. Keinen „richtigen“ Grund. Dein Schmerz ist legitim. Es reicht, dass dein Herz gerade nicht mehr kann.
Wenn dein Hund oder deine Katze gestorben ist und du spürst, dass du innerlich zusammenbrichst – dann ist das Grund genug.
Du darfst dich krank melden. Auch, wenn andere es nicht verstehen.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft auf deinem Weg und den Mut, für dich einzustehen.
Deine


Wenn du gerade das Gefühl hast, dass niemand deine Trauer wirklich versteht – du bist nicht allein! Ich begleite seit Jahren Menschen auf diesem Weg.
FAQ: Krankschreibung nach Tod von Hund oder Katze
Wie lange darf ich krankgeschrieben sein?
So lange, wie du nachweislich arbeitsunfähig bist – dein Arzt entscheidet das individuell.
Was, wenn mein Chef ablehnend reagiert?
Solange du krankgeschrieben bist, darf dir daraus kein Nachteil entstehen. Bei Mobbing oder Druck: Lass dich arbeitsrechtlich beraten.
Ich arbeite im Homeoffice – zählt das auch?
Ja. Auch im Homeoffice musst du arbeitsfähig sein. Ist das nicht der Fall, gilt die Krankschreibung genauso.
Ich habe Angst, als nicht belastbar zu gelten – was tun?
Viele Menschen kämpfen mit dieser Angst. Doch: Du schützt dich selbst – und das ist Stärke, keine Schwäche.
Gilt das auch, wenn mein Kaninchen, Wellensittich oder Pferd gestorben ist?
Selbstverständlich – entscheidend ist deine psychische Verfassung, nicht die Tierart.
Wie lange ist es normal, um mein Tier zu trauern?
Es gibt kein richtig oder falsch. Wichtig ist, dass du deiner Trauer Raum gibst. Und dir Unterstützung holst, wenn nötig. Zur Tiefe deiner Trauer und hilfreichen Bewältigungsstrategien lies auch hier weiter:
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